In dieser Folge erfahren Sie 'Was erfahre ich von meiner Belegschaft, vor allem wie'. Nachdem dieses Thema doch ziemlich umfangreich ausgefallen ist, habe ich mich entschlossen den angekündigten zweiten Teil der Folge 4 (welche öffentlichen Fördergelder und andere Unterstützungen gibt es für die Durchführung eines Projektes der Betrieblichen Gesundheitsförderung) auf die Folge 5 zu verlegen.
Eines der wesentlichsten und vor allem wichtigsten Merkmale eines Projektes der Betrieblichen Gesundheitsmotivation (ich steige wieder auf den mir ansprechender erscheinenden Begriff um) ist, dass die MitarbeiterInnen, und zwar potentiell alle, in das Projekt miteinbezogen werden - man spricht hier von Partizipation der MitarbeiterInnen. Dies ist einerseits eine große Herausforderung, andererseits aber ein Garant dafür, dass Sie die Informationen von der Basis bekommen und dann damit arbeiten können. D.h. die Gefahr, dass Sie an den Bedürfnissen/Erwartungen Ihrer MitarbeiterInnen mit dem Projekt vorbeiagieren verringert sich dadurch erheblich.
Zu Beginn steht eine MitarbeiterInnenbefragung. Sollten Sie diese schon regelmäßig durchführen, so ist es notwendig in Ihren Fragebogen Fragen rund um die Gesundheit (psychisch und physisch) zu integrieren. Haben Sie noch keine Befragung durchgeführt können Sie vorgefertigte Fragebögen, die genau auf ein Projekt der Betrieblichen Gesundheitsmotivation zugeschnitten sind, verwenden. Es gibt unterschiedliche Fragebögen. Welchen Sie dann schlussendlich in Ihrem Unternehmen einsetzen, ist von verschiedenen Faktoren abhängig.
Auf alle Fälle muss gewährleistet sein, dass diese Befragung vollkommen anonym abgewickelt wird und dass auch durch statistische Daten keine Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich ist. Und es geht nicht nur darum, dass Sie diese Anonymität zusichern, sondern vor allem darum, dass die MitarbeiterInnen auch wirklich das Vertrauen haben, dass die Antworten und die zusätzlichen Kommentare ohne Rückschlüsse auf die Personen ausgewertet werden.
Mit diesen Antworten haben Sie dann ein sehr großes und weites Spektrum aus Ihrer Belegschaft bekommen, mit dem Sie in einigen Bereichen sicherlich schon Schwerpunkte erkennen können und darauf aufsetzend eventuell bereits gesundheitsstrategische Ziele/Maßnahmen definieren können.
Mit den Daten der Krankenstandsanalyse, ausgewählten Ergebnissen der MitarbeiterInnenbefragung und noch ein paar anderen Komponenten entsteht dann der sogenannte Gesundheitsbericht. Dieser Gesundheitsbericht ist nunmehr Ihre Basis für das Projekt.
Noch einmal kurz zur Befragung und den ausgewerteten Ergebnissen. Sie haben sehr, sehr viele Antworten und hoffentlich auch zusätzliche freie Kommentare. Wenn Ihnen die MitarbeiterInnen für die zugesicherte Anonymität wirklich vertrauen, werden Sie auch viele, teils auch schmerzliche, Informationen sozusagen aus dem Innersten bekommen. Und je tiefer und konkreter diese Informationen sind, umso wichtiger ist es hier mit geeigneten Maßnahmen für eine Veränderung zu arbeiten.
Und für die Beantwortung welche Maßnahmen dies sein könnten, können - nein, müssen - Sie Ihre Belegschaft einbeziehen. Dies ist der zweite Teil der Partizipation. Dies gelingt Ihnen mit der Durchführung von Gesundheitszirkeln. In diesen Zirkeln sitzen Personen aus den verschiedenen Bereichen/Abteilungen des Unternehmens. Wichtig dabei ist, dass diese Personen keine Entsandten sind, sondern dass sich diese Personen freiwillig für die Mitarbeit in einem Gesundheitszirkel gemeldet haben. Idealerweise ist in die Besetzung auch der Betriebsrat eingebunden.
Die Gesundheitszirkel tagen fünf bis sieben Mal, finden in einem Abstand von ein bis maximal zwei Wochen statt und dauern jeweils zweieinhalb bis maximal drei Stunden. Ein Gesundheitszirkel ist ein moderiertes Meeting, in welchem die TeilnehmerInnen die Belastungen/Schwächen und die Ressourcen/Stärken des Unternehmens/Bereiches/der Abteilung bearbeiten. Es erfolgt eine Priorisierung (durch die TeilnehmerInnen) der zu bearbeitenden Themen und die ausgewählten Themen werden dann detailliert bearbeitet. Aber nicht nur - was ist schlecht, wie wirkt sich dies aus -, sondern auch mit konkreten Lösungsvorschlägen. D.h., sie bekommen direkt aus der Belegschaft Informationen/Vorschläge wie Belastungen/Schwächen bearbeitet und beseitigt werden können.
Die TeilnehmerInnen kommen so von der Problemdarstellung und dem Problembewusstsein in eine echte Lösungskompetenz. Und der Moderator dieser Zirkel muss darauf schauen, dass diese Vorschläge auch wirklich kommen, und man sich nicht im Problem verliert und nur darüber klagt wie schlecht und furchtbar alles ist, und dass die Lösungsvorschläge so konkret als möglich formuliert werden.
Die Ergebnisse aus den einzelnen Gesundheitszirkeln werden dann der Steuerungsgruppe präsentiert und zwar idealerweise von ein oder zwei Personen aus dem Zirkel. Zum ersten ist damit die Identifikation mit den vorgebrachten Belastungen und vor allem den gemeinsam erarbeiteten Lösungsvorschlägen um vieles höher als wenn der Moderator die Präsentationen durchführt, und zum Zweiten gibt es den präsentierten Punkten auch weitaus mehr Gewicht wenn diese von der Belegschaft im höchsten Gremium des Gesundheitsprojektes vorgestellt werden.
Aus den vielen Lösungsvorschlägen werden dann in der Steuerungsgruppe unter Federführung des/der ProjektleiterIn Maßnahmenbündel erstellt, Priorisierungen für diese Bündel vergeben, ein Zeitplan aufgestellt, etc., etc. - also klassische Projektarbeit mit intensivem Projektmanagement und dem dazugehörigen -controlling betrieben.
Wie immer gibt es noch den Hinweis auf die Themen im nächsten Newsletter, dieser wird in der vierten Juliwoche erscheinen
* öffentliche Fördergelder, Subventionen, Zuschüsse von Institutionen (nur für Österreich gültig) und
* Productive Ageing ist mehr als Bewegung für 50+.
Ich freue mich auf Ihre Reaktionen, Diskussionen und Anfragen unter lh@vital-consulting.at zu dieser Folge.
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